Die Aufforderung zur Sauberkeit und verordneter Fröhlichkeit empfängt Kunden bei der Einfahrt zur Waschanlage an der Hammer Straße 169: Sauberes Auto. Gute Laune. Eingereiht in die Schlange der Wartenden steuern bußbereite Waschwillige auf die zweckmäßig-schmucklos leuchtenden Lettern zu, dem Reinigungsprozess entgegen. Es gibt kein Zurück: Wasser, Dampf und Hitze kärchern, schäumen, schrubben und pusten den Schmutz vom fahrbaren Untersatz. Sauber und noch ein wenig naß verlassen Fahrer und Vehikel das Fegefeuer, gleichsam geläutert und befreit. Gute Laune inklusive.

Wer jetzt noch genug Willenskraft besitzt, fährt ohne Zögern in die Innenreinigung, um die nächsthöhere Stufe der Katharsis zu erlangen. 

Renard Fournier hat es richtig erkannt. Münster ist eine sehr saubere Stadt. Kein Vergleich mit seiner Heimatstadt Bordeaux. Mit der Installation stellt er die entscheidenden Fragen: Verschließen wir die Augen vor den echten Problemen unserer Zeit? Ist Sauberkeit und Ordnung nur ein Schutzschild, hinter dem wir uns wegducken?

Renard Fournier lebt als freischaffender Künstler in Bordeaux und hat sich in Frankreich mit seinen subtilen, unscheinbaren Objekten im öffentlichen Raum eine große Fangemeinde erobert. Seine Werke sind nicht so offensichtlich Kunst und anarchisch wie die des britischen Streetart-Künstlers Banksy, sondern meist unaufdringlich und fast Kunst negierend. Das macht es nicht einfach sie zu entdecken. Sie wollen nicht gefunden werden, offenbaren sich – wenn überhaupt – nur zufällig. Seine Installationen und Stadt-Accessoires zu finden ist daher ein Aha-Erlebnis der feineren Art.

Das Mysterium Renard

Der sehr scheue Künstler tritt auch in Münster nicht persönlich in Erscheinung und vermeidet öffentliche Auftritte. Die einzig bekannte Aufnahme (s.o.) von ihm stammt aus den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts.